Infobrief Nr. 8 Oktober 2019

Informationsbrief Nr. 8
Oktober 2019

Liebe Freunde von Hêlîna Sêwîya, dem Waisenhaus Vogelnest!

Durch Ihre Hilfe gelingt es bis auf den heutigen Tag, unser Waisenhaus zu führen und 28 Kindern eine Heimat zu geben. Wir freuen uns, dass sie in Hêlîna Sêwîya nun eine sichere und liebevolle Umgebung haben frei von wirtschaftlicher Not und äußerer Bedrohung. Sie gehen zur Schule mit teilweise richtig guten Leistungen, so unterschiedlich wie Kinder eben sind. Wenn nötig, sind sie medizinisch versorgt. Vor allem leben sie eine neue Normalität wie eine große Familie mit allen Kindern als Geschwistern und den Frauen, als seien sie die Mütter aller Kinder. Inzwischen gibt es etwas Abstand zu den fürchterlichen Erlebnissen, und in die Trauer mischt sich Fröhlichkeit und Kinderlachen.  Angestellt sind zudem zwei Pädagoginnen sowie Fahrer für den Schulweg.

 

Die unmittelbare Geschäftsführung liegt weiter in den Händen der örtlichen NGO Ain Sifni Organisation for Community Development. Mitglieder von Hêlîna Sêwîya, wie zuletzt Dr. Irfan Ortac und Dr. Gerhard Noeske, reisen jedoch regelmäßig in den Irak und halten auch sonst engen Kontakt zu der Partnerorganisation. Wir werden eines der Waisenhäuser nach Shingal verlegen. Es war immer unser Ziel, dafür zu sorgen, dass die Êzîden, auch unsere Waisenkinder, wieder in ihre Heimat zurückkehren können.
Es ist schön, wenn wir von „unseren Kindern“ Einzelne entlassen können, weil sie unsere Hilfe nicht mehr brauchen. Mahanet zum Beispiel hat eine Lehre als Frisör begonnen und steht nun auf eigenen Beinen. Es bleiben uns jedoch noch genug Kinder, die wir begleiten wollen, bis sie ihre Schulzeit beendet haben. Wir brauchen also weiter Ihre Mithilfe. Herzlichen Dank für alle Unterstützung bisher. Bitte machen Sie auch Ihre Freunde und Kollegen auf unser Projekt aufmerksam. Sie können sicher sein, dass alle Zuwendungen direkt in das Waisenhaus fließen, da die Verwaltung ehrenamtlich geleistet wird.
Der Völkermord durch den Islamischen Staats an den Êzîden in der Region Shingal jährt sich zum fünften Mal. Nachdem diese Terrororganisation aus Mossul und dem ganzen Irak vertrieben worden ist und auch in Syrien militärisch als besiegt gilt, sollte man meinen, dass die Welt für die Êzîden nun wieder normal wird. Leider ist es nicht so. Weiter tragen sie die Trauer um die Ermordeten und die Erinnerung an die Gräuel mit sich, weiter sind sie im Ungewissen um 2 600 Frauen
 

 


und Mädchen, die als Sklavinnen verkauft wurden und noch nicht wieder befreit werden konnten. Weiter wird es ihnen unglaublich schwer gemacht, aus den Flüchtlingslagern in ihre eigene Heimat, in ihr eigenes Haus zurückzukehren. An dieser Stelle wollen wir nicht spekulieren, was politisch Verantwortliche dazu bewegt, diese Rückkehr zu behindern. Unser Ziel bleibt es, allen „unseren“ Kindern behilflich bei der Rückkehr nach Shingal zu sein, wenn sie es denn wünschen. In diesen Tagen soll dies mit einer Witwe und ihren vier Kindern gelingen, denen wir die Rückkehr in ihre Heimat organisiert haben. Wir haben zugesagt, uns um die Kinder weiter so zu kümmern, als seien sie noch im Waisenhaus. Vielleicht werden es noch mehr, die zurückkehren. Hêlîna Sêwîya ist also in Bewegung.
Wir grüßen Sie herzlich.

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